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Anträge September 2022


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Für eine angemessene Würdigung des Stuttgarter Bürgers Kurt Schumacher

Wir beantragen:

Der Gemeinderat befürwortet eine besondere Würdigung des Stuttgarter Politikers Kurt Schumacher und seines Einsatzes für eine wehrhafte Demokratie. Hierzu erarbeitet das Kulturamt eine entsprechende Konzeption, die insgesamt die Zeitspanne und sein Wirken während der Weimar Republik in Stuttgart beleuchtet (z.B. in Form einer Ausstellung und/oder einer begleitenden Veranstaltungsreihe).
Die Eröffnung einer denkbaren Veranstaltungsreihe und Ausstellung wird zum Anlass genommen einen zentralen Stuttgarter Ort nach Kurt Schumacher zu benennen, aber auch zum Beispiel die Erinnerungsorte rund um den Karlsplatz aufzuwerten und hierbei das Wirken weiterer Widerstandskämpfer*innen in Stuttgart zu würdigen. In diesem Kontext soll auch geprüft werden, inwieweit heutige Benennungen von Straßen, zentralen Plätzen und öffentlichen Gebäuden auf Grund starker Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus oder aktiver Unterstützung der Nazi-Führung der Namensgeber*innen umbenannt werden sollten. Hierzu legt das Kulturamt gemeinsam mit dem Runden Tisch Erinnerungskultur eine systematische Analyse vor.
Der vorliegende Antrag wird noch in diesem Jahr dem Ausschuss für Kultur und Medien zur Diskussion vorgelegt und anschließend dem Verwaltungsausschuss zur Entscheidung.


Begründung:

Am 20.08.2022 war der 70. Todestag von Stuttgarts Bürger und langjährigem Landtags- sowie Reichstagsabgeordneten Kurt Schumacher. Diesen Jahrestag hat das Stadtarchiv zum Anlass genommen einen historischen Beitrag über diesen bedeutenden sozialdemokratischen Politiker in das digitale Stadtlexikon Stuttgart aufzunehmen. https://www.stadtlexikon-stuttgart.de/dts/index.html?id=bf3e6d43-75c9-44b4-ac4c-c31877175535

Hieraus einige Informationen und Auszüge:

Der spätere SPD-Bundesvorsitzende und Oppositionsführer im Bundestag Kurt Schumacher hat seine politische Karriere in den 1920er Jahre in Stuttgart begonnen. Hier wirkte er als Redakteur und Abgeordneter und wurde schnell zum wortgewaltigen Gegner der Nationalsozialisten. Als Redakteur der "Schwäbischen Tagwacht" warnte er durchaus hellsichtig im August 1923 vor einem rechtsradikalen Putsch. Um diesem entgegenzutreten, rief er die "Organisation Schwabenland" ins Leben. Hierbei handelte es sich um einen Nachrichtendienst, dem es gelang, interne Korrespondenzen rechtsradikal-völkischer Kreise aufzudecken. Zudem diente die "Organisation Schwabenland" Schumacher als Saalschutz für Veranstaltungen der SPD. Diese Organisation ging schließlich 1924 im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der sozialdemokratischen Schutztruppe der Parteien der Weimarer Koalition, auf. Durch Disziplin, Massenaufmärsche und ein Heer von schwarz-rot-goldenen Fahnen wollte Schumacher der Wählerschaft das Bild eines wehrhaften Weimarer Staates vermitteln. In diesem Sinne gründete er im Dezember 1931 in Stuttgart die "Eiserne Front" als Zusammenschluss von SPD, Gewerkschaften und Arbeitersportvereinen.

Als Experte für Fragen der Rechts-, Haushalts- und Sozialpolitik gelang ihm 1924 der Einzug in den württembergischen Landtag. Die Reichstagswahlen 1928 brachten schließlich einen großen Erfolg für Schumacher. Dank seines Wirkens und seiner ratlosen Werbearbeit gelang es ihm den Stimmenanteil der SPD in Stuttgart von 18,2 % auf 31 % zu steigern. Den Wahlkampf 1928 hatte die SPD unter der Parole "Kinderspeisung statt Panzerbau" geführt. Im Märzwahlkampf 1933 sprach Schumacher am Vorabend der Wahl, die der Stuttgart SPD immerhin noch einmal im Vergleich zum November 1932 einen Stimmanzuwachs von 1,1 % brachte, das letzte Mal vor 14.000 Anhängern in der Stadthalle. Bereits im März bereitete Schumacher in Stuttgart den Aufbau einer Untergrundorganisation vor. Ab Anfang Juni 1933 war Schumacher zur Verhaftung ausgeschrieben. Diese erfolgte einen Monat später in Berlin. Nach einer kurzzeitigen Haft im Hotel Silber, dem Sitz der politischen Polizei in Stuttgart, wurde Schumacher in die Konzentrationslager Heuberg, Oberer Kuhberg bei Ulm und Dachau deportiert. Erst nach zehn Jahren Haft kam er wieder frei.

Es ist eine immerwährende Aufgabe sich mit dem Erstarken des Nationalsozialismus während der Weimarer Zeit auseinanderzusetzen. In Stuttgart gibt es hierzu noch erhebliches Potential für eine aktive Erinnerungsarbeit. Mit dem historischen Beitrag des Stadtarchivs zum 70. Todestag von Kurt Schumacher wurde ein neuer Anlauf hierzu unternommen. Der Antrag soll zum Anlass genommen werden einen wichtigen Schwerpunkt für die Erinnerungsarbeit in unserer Stadt zu setzen. Das Erstarken rechtsnationaler Bewegungen und Parteien in Europa sollten hierzu Anlass genug sein. Eine besondere Würdigung der Haltungen und des Wirkens von Kurt Schumacher wäre ein sichtbares Stuttgarter Ausrufezeichen für eine starke Demokratiebewegung in Deutschland und eine Aufforderung sich auch heute nachhaltig dafür einzusetzen.

 

 

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